Das Publikumsinteresse zum Patienten-Akademie-Themenabend zu Fibromyalgie war überwältigend: Bis auf den letzten Platz war der Veranstaltungsraum im AMEOS Klinikum Alfeld besetzt, um den Ausführungen von Sören Berlin, Oberarzt der Klinik für Anästhesie, Intensivmedizin und Schmerztherapie zu folgen. Unter dem Titel „Fibromyalgie – Was steckt dahinter?“ informierte Berlin umfassend über dieses komplexe Beschwerdebild.
Im Publikum waren viele Gäste, die noch nie eine Veranstaltung der langjährigen Patienten-Akademie Alfeld-Reihe besucht haben – ein Zeichen dafür, dass die Notwendigkeit für einen derartigen Informationsabend groß war. Der Leidensdruck von Menschen, die unter Schmerzen leiden, die im ganzen Körper auftreten können, ist hoch.
Das Fibromyalgie-Syndrom sei kein Weichteilrheuma und auch keine psychische Erkrankung, wie Berlin ausführte. Der Oberarzt sparte auch nicht mit Kritik an Ärzten, die Menschen mit entsprechenden Beschwerden als rein psychosomatische Patienten „abstempelten“. 1,4 bis 6,6 Prozent der Gesamtbevölkerung würden unter den Symptomen leiden. Auch anhand dieser großen Differenz werde klar, wie schwer die Symptomatik der Erkrankung zuzuordnen ist und auch wie hoch eine „Dunkelziffer“ vermutet werden kann.
Wenn Menschen von Fibromyalgie betroffen sind, haben sie Schmerzen in mindestens sieben Körperregionen, der länger als drei Monate anhält. Das Achsenskelett ist ebenso wie die rechte und linke Körperhälfte sowie der Bereich oberhalb und unterhalb der Taille betroffen. Begleitsymptome sind Schlafstörungen, Müdigkeit, Gedächtnisstörungen oder Frieren, Schwitzen beziehungsweise Jucken.
„Bis die Erkrankung erkannt wird, vergehen nicht selten 16 Jahre“, informierte Berlin über den durchschnittlichen Wert, der bei Erhebungen ermittelt wurde. Der Oberarzt zitierte aus neueren Studien, nach denen das Fibromyalgiesyndrom in der Ärzteschaft langsam stärker wahrgenommen wird. „Es geht darum, dass Menschen mit diesen Beschwerden ernstgenommen werden“, machte der im AMEOS Klinium Alfeld tätige Mediziner deutlich.
Hintergründe zur Diagnostik und zu möglichen Ursachen wurden ebenso angesprochen wie Risikofaktoren. Bei den Fragen zu Therapiemöglichkeiten, äußerte sich Berlin kritisch zu einer reinen Behandlung mit Medikamenten. Insbesondere aber die Behandlung mit Cannabisprodukten sei vielversprechend und mit überschaubaren Nebenwirkungen verbunden. Als Therapiemöglichkeit sei auch körperliches Training in Betracht zu ziehen. Berlin rät zu einem multimodalen Therapieansatz, das heißt, dass mehrere Therapiemöglichkeiten kombiniert werden sollten.
In der anschließenden Fragerunde wurden individuelle Fragen allgemeinverständlich beantwortet, ohne dass eine konkrete Beratung stattfand. Darüber hinaus wurde das Leistungsportfolio der Schmerzambulanz des AMEOS Klinikums Alfeld vorgestellt.
Der nächste Vortrag der Patienten-Akademie Alfeld findet am Mittwoch, den 14. Juni, statt. Nora Kaulitz, Leiterin der KH-Therapie am Standort Alfeld, wird zum Thema `Demenz - Erhalt der Selbständigkeit und Alltagskompetenz` sprechen. Die Patienten-Akademie Alfeld ist ein Gemeinschaftsangebot des Vereins der Freunde und Förderer des Alfelder Krankenhauses zusammen mit dem AMEOS Klinikum Alfeld. Der Eintritt ist wie immer frei.