Der Themenabend der Patienten-Akademie Alfeld zu Vergesslichkeit, Demenz und Depressionen im Alter hat für großes Interesse gesorgt. Zahlreiche Besucherinnen und Besucher waren Anfang März in das AMEOS Klinikum Alfeld gekommen, um sich von Daniela-Anaida Jitaru, Fachärztin für Psychiatrie und Psychotherapie, über „Ist Vergesslichkeit immer Demenz?“ informieren zu lassen. Daniela-Anaida Jitaru ist Chefärztin des Zentrums für Gerontopsychiatrie und Psychotherapie im AMEOS Klinikum Hildesheim.
Klar wurde bei dem Vortrag: Mit zunehmendem Lebensalter steigen die Betroffenenzahlen. Sind in der Altersgruppe der 65- bis 70-Jährigen rund 0,8 Prozent der Frauen und 0,6 Prozent der Männer von einer Demenz betroffen, steigt die Wahrscheinlichkeit einer Erkrankung bei 90-jährigen Männern auf 21 Prozent, bei Frauen sogar auf 25 Prozent. Und da Menschen ein immer höheres Lebensalter erreichen, steigt auch die Zahl der Erkrankten insgesamt.
„Es gibt einerseits einen gewissen Teil älterer Menschen, der viel Unterstützung benötigt, andererseits viele ältere Menschen, die sehr wohl in der Lage sind, ein eigenständiges Leben zu führen“, so die Gerontologin und Psychotherapeutin Jitaru. Die frühere Vorstellung, dass es im Alter zu einem allmählichen Absterben und Verlust der Hirnzellen komme, sei widerlegt. „Die Plastizität des Gehirns ist etwas geringer, aber vorhanden − besonders dann, wenn es kontinuierlich trainiert wird.“
Daniela-Anaida Jitaru widmete sich in ihrem Vortrag der Darstellung von Demenz und Depression im höheren Lebensalter. Auch auf die Unterscheidung zwischen der Diagnose bei Männern und Frauen wies die Chefärztin hin. Ärzte würden dazu tendierten, bei gleichen Beschwerdebildern den Frauen mehr psychische Diagnosen und den Männern mehr körperliche Diagnosen zu geben. „Dadurch bleiben psychische Störungen bei Männern oft unerkannt und unbehandelt.“ Laut Studien aus Deutschland leiden acht bis zehn Prozent der Menschen über 60 Jahre an depressiven Beschwerden.
Die Fachärztin informierte zudem über Diagnoseverfahren, Risikofaktoren, Medikamentenversorgung und Vorsorge. Zum Beispiel seien Ergotherapie-Angebote und eine körperliche Aktivierung hilfreich. Bei der anschließenden Diskussion mit dem Publikum stellte sich die Frage, ab wann von einer behandlungsbedürftigen Demenz zu sprechen sei. Wenn die Einschränkungen im Leben deutlich zunehmen würden und der Alltag beeinträchtigt werde, erklärte Jitaru dazu. Ist Vergesslichkeit also immer Demenz? Nein, nicht immer, aber sie sollte von Fachärzten geklärt werden, so ein Fazit des Abends.