Unscheinbar an der Vorderseite des Halses gelegen, in Form eines kleinen Schmetterlings und doch mit einer großen Funktion: die Schilddrüse. Zahlreiche Organe werden durch ihre Hormone beeinflusst, aber schon kleinste Veränderungen können den Körper aus dem Gleichgewicht bringen.

„Die primäre Aufgabe der Schilddrüse ist die Bildung der Schilddrüsenhormone T3 und T4“, erklärt Dr. med. Frank P. Schulze, Chefarzt der Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie am AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven. „Diese Hormone sind zu einem erheblichen Teil am Sauerstoffverbrauch der Zellen, dem Energiestoffwechsel sowie der Funktion des Herz-Kreislauf-Systems und des Magen-Darm-Traktes beteiligt.“

Über- und Unterfunktion

Wird der Körper durch eine Fehlfunktion der Schilddrüse mit Hormonen über- oder unterversorgt, sind unterschiedlichste Symptome die Folge.

Kommt es durch Erkrankungen wie Morbus Basedow oder einer sogenannten Autonomie zu einer erhöhten Freisetzung von Schilddrüsenhormonen, ist von einer Schilddrüsenüberfunktion die Rede. Symptome wie Nervosität, Herzrasen, hoher Blutdruck, Schlafstörungen, Schweißausbrüche, Gewichtsverlust trotz guten Appetits, Haarausfall oder Durchfall können die Folge sein.

Typische Symptome einer Schilddrüsenunterfunktion sind Kälteempfindlichkeit, Müdigkeit, Antriebslosigkeit, Gewichtszunahme, Muskelschwäche, blasse und trockene Haut, Haarausfall oder chronische Verstopfung.

Als  Zeichen einer Schilddrüsenfunktionsstörung tritt oftmals eine sichtbare Vergrößerung des Organs auf ‒ der sogenannte Kropf. Die häufigste Ursache hierfür ist ein Mangel des Spurenelements Jod, das für die Bildung der Schilddrüsenhormone unerlässlich ist. Da der Körper Jod nicht selbstständig produzieren kann, muss es durch Nahrungsmittel wie Seefisch, Meeresfrüchte und Milchprodukte aufgenommen werden. Erfolgt dies nicht oder in einem geringen Maße, kann die Schilddrüse in ihrer Gesamtheit größer werden oder Knoten bilden.

Behandlungsmöglichkeiten

Schilddrüsenfehlfunktionen können in der Regel medikamentös gut behandelt werden. Sind die Erkrankungen oder die Schilddrüsenvergrößerung weiter fortgeschritten, erfolgt eine Behandlung mit radioaktivem Jod oder eine operative Therapie. Bei der Radiojod-Therapie nehmen die Betroffenen radioaktives Jod als Kapsel zum Schlucken ein. Dieses wird ausschließlich von der Schilddrüse aufgenommen und sorgt durch die gezielte Bestrahlung für die Zerstörung des überaktiven Gewebes.

Bei stark vergrößerten Schilddrüsen oder dem Verdacht auf eine bösartigen Tumorerkrankung werden das betroffene Gewebe oder das ganze Organ operativ entfernt. Eine Operation, die mittlerweile zu einem Routineeingriff geworden ist, wie Dr. Schulze bestätigt: „Nach dem ein- bis zweistündigen Eingriff bleiben die Patientinnen und Patienten in der Regel ca. drei Tage zur Überwachung bei uns. Nach ein bis zwei Wochen kehren die allermeisten in ihren gewohnten Alltag zurück.“

Die Behandlung nach einer Operation ist abhängig von der Größe des übrig gebliebenen Gewebes. Meist ist die lebenslange Einnahme von Schilddrüsenhormon erforderlich. Wichtig ist hierbei die richtige Dosierung, die durch regelmäßige Kontrollen der Blutwerte überwacht wird. Nach der richtigen hormonellen Einstellung sind langfristig nur noch einmal jährlich eine Blutabnahme sowie eine Ultraschalluntersuchung des Halses notwendig.

Wo kann ich Hilfe finden?

Betroffene können mit einer Krankenhauseinweisung ihres Haus- oder Facharztes einen Termin in der Klinik vereinbaren.

Die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie erreichen Sie unter +49 471 182 1239.