Die Geriatrie widmet sich der Behandlung von Menschen im fortgeschrittenen Alter, die aufgrund von Mehrfacherkrankungen – zum Beispiel des Gehirns, von Herz und Kreislauf, Lunge und Skelettsystem – oder nach Operationen gefährdet sind, ihre Selbstständigkeit und Mobilität zu verlieren. Die Geriatrische Tagesklinik am AMEOS Klinikum Staßfurt bietet seit 2019 eine solche spezialisierte Betreuung für ältere, multimorbide Patientinnen und Patienten an. Das Ziel: Die Selbstständigkeit der Senioren weitestgehend zu erhalten, ihnen den Verbleib in den eigenen vier Wänden und die aktive Teilnahme am sozialen Leben weiter zu ermöglichen.
Chefarzt Peter Schmiedel erläutert im Interview, für wen ein Aufenthalt in der Geriatrischen Tagesklinik infrage kommt, wie ein typischer Behandlungstag aussieht und wie man einen Platz in der Einrichtung bekommt.
Direkt vorweg: Was ist der Unterschied zwischen der tagesklinischen und der stationären geriatrischen Behandlung?
Schmiedel: Unsere Geriatrische Tagesklinik bietet eine sogenannte teilstationäre Betreuung, bei der die Patienten tagsüber medizinische und therapeutische Leistungen erhalten und abends nach Hause zurückkehren, an. Dabei ist das therapeutische und diagnostische Spektrum grundsätzlich identisch mit dem vollstationären Bereich. Der Vorteil: Die Patienten kehren wieder in ihr gewohntes Umfeld zurück und können das Erlernte direkt in der Häuslichkeit umsetzen. Die Tagesklinik ist sozusagen das Bindeglied zwischen ambulanter Betreuung, durch Haus- und Fachärzte, und der vollstationären Behandlung. Der Unterschied liegt also in Art und Dauer der Betreuung sowie der Aufenthaltsstruktur und bemisst sich nach dem pflegerischen Betreuungs- und medizinischen Beobachtungsbedarf der Patientinnen und Patienten.
Welche Voraussetzungen müssen Patienten für die Aufnahme in die Geriatrische Tagesklinik erfüllen?
Schmiedel: Um aufgenommen werden zu können, müssen die Patienten in der Regel mindestens 70 Jahre alt sein und einen akuten Behandlungsbedarf aufweisen. Wichtig ist dabei, dass sie ausreichend körperlich belastbar für den Hin- und Rückweg zwischen Wohnstätte und Klinik sind und dass sie kognitiv und körperlich in der Lage sind, mit minimaler Unterstützung an den täglichen Behandlungen teilzunehmen. Bettlägerige Patienten sind für die tagesklinische Betreuung also nicht geeignet. Patienten, die bisher in der Häuslichkeit gelebt haben und noch selbstständig oder mit wenig Hilfe zurechtgekommen sind und den Wunsch haben, diesen Status zu erhalten, sind für die Geriatrie und die Geriatrische Tagesklinik geeignet. Auch Patienten mit leichten kognitiven Störungen können von der tagesklinischen Behandlung profitieren.
Wie sieht ein typischer Behandlungstag in der Geriatrischen Tagesklinik aus?
Schmiedel: Die Geriatrische Tagesklinik am AMEOS Klinikum Staßfurt hat montags bis freitags jeweils von 8:30 bis 15:30 Uhr geöffnet. Nach dem Ankommen messen unsere Pflegekräfte zunächst die Vitalparameter und ggf. den Blutzucker der Patienten. In einer täglichen Visite werden die Beschwerden erfasst und entsprechende Untersuchungen durchgeführt oder veranlasst. Bei Bedarf wird nach Rücksprache mit Patienten und Angehörigen die Medikation angepasst. Ein weiterer wichtiger Bestandteil sind die therapeutischen Maßnahmen, die einzeln oder in Gruppen durchgeführt werden. Für die Verpflegung unserer Patienten zum Mittag und Nachmittagskaffe ist natürlich gesorgt. Wenn gewünscht oder erforderlich, besteht auch die Möglichkeit, sich zur Mittagsruhe zurückzuziehen.
Welche Therapien und Aktivitäten werden angeboten?
Schmiedel: Das therapeutische Spektrum in unserer Staßfurter Tagesklinik umfasst physio- und ergotherapeutische Angebote sowie logopädische und psychologische Therapien. Dabei sind die einzelnen Maßnahmen konkret auf das jeweilige Beschwerdebild und die Defizite des einzelnen Patienten abgestimmt und in einem Gesamtbehandlungskonzept eingebettet.
Welche Fortschritte können in der Tagesklinik erzielt werden?
Schmiedel: Die Fortschritte jedes und jeder Einzelnen hängen natürlich von der Gesamtkonstellation ab. Der überwiegende Teil unserer teilstationären Patientinnen und Patienten kann sicher in ihrer Häuslichkeit verbleiben und ist auch wieder außerhalb der Wohnung mobil. Die Menschen können wieder sicher am gesellschaftlichen Leben teilnehmen.
Wie lange kann man die Behandlung in der Tagesklinik in Anspruch nehmen?
Schmiedel: In der Regel werden die Patienten zwei bis drei Wochen von uns in der Geriatrischen Tagesklinik behandelt und betreut. Die konkrete Dauer der Behandlung hängt aber einerseits vom Beschwerdebild und andererseits von der jeweiligen Krankenkasse ab. Manchmal lehnt die Krankenkasse die Behandlung ab, oder wir erhalten die Zusage für lediglich fünf Tage.
Wie bekommt man einen Platz in der Geriatrischen Tagesklinik?
Schmiedel: Dafür ist im Vorfeld ein Antrag an die Krankenkasse nötig. Für Patienten, die bereits im Krankenhaus stationär behandelt werden, übernimmt die Klinik die Antragstellung. Wenn Patienten von ihrem Hausarzt angemeldet werden, muss dieser zunächst den Behandlungsantrag, den wir auch auf unserer Webseite bereitstellen, ausfüllen. Wir senden ihn anschließend an die Krankenkasse weiter. Nach Zustimmung der Krankenkasse setzen wir uns mit dem Patienten in Verbindung, um einen Aufnahmetermin zu vereinbaren. Vom Hausarzt braucht es dann nur noch eine formale Einweisung des Patienten in unsere Geriatrisches Tagesklinik.
Welche Rolle spielen die Angehörigen bei der tagesklinischen Behandlung?
Schmiedel: Die Angehörigen sollten über den tagesklinischen Aufenthalt natürlich unbedingt informiert sein. Wir kontaktieren die betreuenden Angehörigen telefonisch, um eventuelle therapierbare Defizite, die vom Patienten selbst vielleicht gar nicht als Problem erkannt oder beschrieben wurden, zu erfassen und behandeln zu können. Ein Kommunikationsheft kann helfen, über Medikamentenänderungen zu informieren. Außerdem können wichtige Informationen vom Pflegepersonal für die Angehörigen vermerkt und diese wiederum ihre Bemerkungen und Fragen an die Klinik richten.
Kontakt für Patienten und Angehörige
Ausführliche Informationen finden Patientinnen und Patienten sowie Angehörige und Behandler online unter: https://www.ameos.de/klinikum-stassfurt. Für weitere Fragen steht Chefarztsekretärin Simone Schalk gern unter Tel.: +49 (0)3925 262-208 oder per E-Mail an: ssch.med@bernburg.ameos.de zur Verfügung.
AMEOS Ost verbindet die 19 AMEOS Einrichtungen an elf Standorten in Sachsen-Anhalt mit insgesamt 1.900 Betten bzw. Behandlungsplätzen. Mit rund 4.100 Mitarbeitenden zählen wir zu den größten Arbeitgebern der Region. AMEOS sichert die Gesundheitsversorgung in den Regionen: An über 50 Standorten in unseren Krankenhäusern, Poliklinika, Reha-, Pflege- und Eingliederungseinrichtungen sind wir Vorreiter in Medizin, Pflege und Betreuung. Rund 18.000 Mitarbeitende kümmern sich jährlich um das Wohlergehen von über einer halben Million Menschen. Denn für AMEOS gilt: Vor allem Gesundheit.
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