Zur ambulanten psychiatrischen und psychotherapeutischen Versorgung von Kindern und Jugendlichen wurde im Juli 2022 die neue Praxis der AMEOS Klinika in Simbach am Inn eröffnet. Sie deckt ein breites Spektrum psychischer Probleme mit Diagnostik, Testungen und Therapien – bei Bedarf auch medikamentös – ab. Die ärztliche Leitung hat Dr. med. Maike Gwinner inne, die zuvor bereits Chefärztin der Klinik für Familienpsychosomatik im AMEOS Klinikum Inntal war. Die neu eröffnete Praxis ist Teil des AMEOS Poliklinikum Inntal und soll die im Landkreis Rottal-Inn seit geraumer Zeit fehlende ambulante fachärztliche Behandlung junger Menschen mit psychischen Problemen sicherstellen.
Für den Betrieb einer Kinder- und Jugendpsychiatrischen Praxis ist ein Kassensitz der Kassenärztlichen Vereinigung notwendig. Auf diesen wurde Dr. med Maike Gwinner am 1. Juli 2022 zugelassen. Sie bewarb sich dafür zusammen mit AMEOS, nachdem in der Region mehrere Sitze und Praxen von ihren Betreibern aufgegeben wurden. Dies erzeugte ein spürbares Vakuum in der Behandlung von Kindern und Jugendlichen mit psychischen Problemen. „Wir wollen mit der neuen Einrichtung diese Versorgungslücke schließen und für Betroffene da sein, die bisher nach Altötting und Straubing fahren mussten, um notwendige Behandlungen zu bekommen“, unterstreicht die Kinder- und Jugendpsychiaterin.
Psychische Erkrankungen von Kindern und Jugendlichen entstehen meist aus einem Zusammenspiel von inneren und äußeren Faktoren, die ihre psychosoziale Entwicklung behindern. Verstärkend kommen in der letzten Zeit die Auswirkungen von Corona hinzu, sodass der ohnehin große Bedarf an ambulanter Therapie zusätzlich wächst. Lockdowns, Homeschooling, Minimierung sozialer Kontakte oder familieninterne Konflikte bzw. Stresssituationen führen bei vielen jungen Menschen zu Schul- und Leistungsängsten, Verhaltensauffälligkeiten, Depressionen, Essstörungen etc. „Die jungen Patientinnen und Patienten sind oft ‚Symptomträger‘ der Probleme des ganzen Systems, in dem sie leben“, erklärt Dr. Gwinner. Deshalb ist für die gebürtige Bremerin, die bereits seit 2015 in Simbach lebt und selbst Mutter dreier Kinder ist, die Mitarbeit der Familien bei der Therapie besonders wichtig: „Statt betroffene Kinder und Jugendliche einfach ‚zur Reparatur abzugeben‘, trägt die aktive Beteiligung der Eltern und anderer Familienmitglieder zum Therapieerfolg entscheidend bei“, ist die Ärztin überzeugt.
In der Praxis werden natürlich nicht nur Kinder und Jugendliche mit Corona-Folgen behandelt. Das Team bietet eine optimale Therapie für junge Menschen zwischen 4 und 18 Jahren, wobei das Behandlungsangebot die gesamte Bandbreite der Kinder- und Jugendpsychiatrie und Psychotherapie abdeckt. Voraussichtlich ab Herbst ist als weiterer Schritt ein Ausbau zu einer Sozialpsychiatrischen Praxis geplant, was mehr Ressourcen und Aufgaben, insbesondere den Kontakt mit Schulen und Jugendämtern, mit sich bringt.