Blut ist dicker als Wasser: Diese Redewendung entspricht aus medizinischer Sicht der Wahrheit – wie der durchschnittliche Hämatokrit-Wert bestätigt. Was dickes Blut mit Doping zu tun hat und warum Alkoholkonsum die Farbe unseres Lebenssafts beeinflussen kann, erläutert Dr. med. Daniel Mardi, Chefarzt der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin im AMEOS Klinikum Am Bürgerpark Bremerhaven.

Das Blut enthält bei Männern im Schnitt zwischen 40 und 53 Prozent feste Bestandteile, bei Frauen zwischen 35 und 47 Prozent. Dieser Wert nennt sich Hämatokrit (Hk). „Die festen Bestandteile des Blutes sind zu 99 Prozent rote Blutkörperchen. Die restlichen ein Prozent setzen sich aus weißen Blutkörperchen und Blutplättchen zusammen“, sagt Dr. Mardi.

Je höher der Hämatokrit-Wert, desto dickflüssiger ist das Blut. Und desto langsamer zirkuliert es im Körper. Da die festen Bestandteile des Blutes wichtige Nährstoffe transportieren, kommen diese bei einem erhöhten Wert nur eingeschränkt bei den Organen an.

Bedrohliche Folgen

„Das zeigt sich zum Beispiel an Schwindel, Müdigkeit und Konzentrationsschwäche“, erklärt der Chefarzt. Dickflüssiges Blut kann sogar lebensgefährliche Folgen haben: Das Risiko von Blutgerinnseln, Schlaganfällen und Herzinfarkten steigt.

Manche Leistungssportler erhöhen ihren Hämatokrit-Wert bewusst durch Einnahme von Erythropoetin (EPO). Diese Form des Dopings regt die Bildung zusätzlicher roter Blutkörperchen an.

Je mehr rote Blutkörperchen im Blut sind, desto mehr Sauerstoff kann es transportieren, sagt der Mediziner. Die körperliche Leistung der Gedopten nimmt zu. Damit steigen aber auch die genannten gesundheitlichen Risiken.

Senken lässt sich der Wert – wenn er nicht durch Krankheiten bedingt ist – zum Beispiel dadurch, einfach mehr zu trinken. Neben dem Rauchen hat auch übermäßiger Alkoholkonsum einen negativen Einfluss auf unseren Lebenssaft.

„Alkohol führt zu einer gestörten Aufnahme von Vitamin B12 und Folsäure“, berichtet Dr. Mardi. Beides ist wichtig für die Bildung neuer Blutzellen. Ein Mangel ist eine von vielen möglichen Ursachen für eine Blutarmut (Anämie).

Der rote Farbstoff

Bei der Suche nach dem Auslöser dieser Blutarmut hilft der MCH-Wert. Er steht für die durchschnittliche Konzentration von Hämoglobin in einzelnen roten Blutkörperchen. Hämoglobin gibt unserem Blut nicht nur seine rote Farbe. Es ermöglicht auch den Transport von Sauerstoff und Kohlendioxid.

Bei einem MCH-Wert oberhalb des Normalbereichs ist viel Hämoglobin im Blut. Es erscheint dunkler. Außerdem weist es auf einen Mangel an Vitamin B12 und Folsäure hin. Einseitige Ernährung und Verdauungsstörungen können dafür ebenso verantwortlich sein wie Alkoholismus und bestimmte Medikamente.

Unterhalb des Normalbereichs liegt oft ein Eisenmangel vor. Dieser kann zum Beispiel auf eine unausgewogene Ernährung, innere Blutungen oder Knochenmarkserkrankungen hinweisen. Anhand des MCH-Wertes wissen die Mediziner dann, welche weiteren Untersuchungen sie vornehmen müssen. Und kommen so der passenden Behandlung einen guten Schritt näher.

Steckbrief Hämatokrit

  • Der prozentuale Anteil von festen Bestandteilen des Blutes
  • Normalwert: bei Männern zwischen 40 und 53 Prozent, bei Frauen zwischen 35 und 47 Prozent
  • Über Normalwert: Flüssigkeitsmangel, Funktionsstörung der Lunge, Knochenmarkserkrankungen, Polyglobulie*
  • Unter Normalwert: Überwässerung, zum Beispiel durch Infusionen oder übermäßiges Trinken, Blutarmut (Anämie), Knochenmarkserkrankungen

Steckbrief Mittleres korpusukuläres Hämoglobin (MCH)

  • Die durchschnittliche Konzentration des roten Farbstoffs Hämoglobin in den einzelnen roten Blutkörperchen
  • Normalwert: Zwischen 27 und 33 Piktogramm
  • Über Normalwert: Mangelernährung, Blutarmut, übermässiger Abbau von roten Blutkörperchen (Hämolyse)
  • Unter Normalwert: Mangelernährung, Blutarmut durch Eisenmangel, innere Blutungen

*Die Reihenfolge der Aufzählung spiegelt nicht die Häufigkeit wider.


Seinen guten Ruf verdankt das AMEOS Klinikum Am Bürgerpark Bremerhaven vorrangig seiner medizinischen Ausrichtung. Die Patientinnen und Patienten profitieren von einer professionellen interdisziplinären Zusammenarbeit und einem umfassenden medizinischen Behandlungsangebot, aufgeteilt auf fünf Schwerpunktbereiche.

Zur Klinik für Pneumologie, Intensiv- und Beatmungsmedizin gehört neben dem Schlaflabor das zertifizierte Weaning-Zentrum. Die Klinik für Allgemein-, Viszeral- und Thoraxchirurgie deckt das gesamte chirurgische Spektrum ab und ist zertifiziertes Kompetenzzentrum für Hernienchirurgie. Im Darmkrebszentrum besteht eine enge Kooperation mit der Klinik für Gastroenterologie und Stoffwechsel sowie der Klinik für Hämatologie, Onkologie und Palliativmedizin. Abgerundet wird das Angebot durch die Klinik für Anästhesiologie und Operative Intensivmedizin sowie die Sektion für Diagnostische und Interventionelle Radiologie/Nuklearmedizin.