Sommerzeit ist Unfallzeit
Dr. med. Michael Habenicht leitet die Notfallambulanzen der AMEOS Klinika Mitte Bremerhaven und Am Bürgerpark Bremerhaven. Er gibt im Interview Auskunft über klassische Schönwetter-Notfälle und möchte Unfallzeugen Mut machen: „Sie können im Grunde nichts falsch machen. Jeder kann und sollte im Notfall helfen!“
Seit knapp 25 Jahren ist Dr. Habenicht als Notarzt im Rettungsdienst aktiv und konnte viel Erfahrung sammeln. Ehrenamtlich unterstützt der Facharzt für Chirurgie und Facharzt für Allgemeinmedizin unter anderem Schulen mit Erste-Hilfe-Kursen. „Wichtig ist, dass jeder in der Lage ist, eine Notfall-Situation zu erkennen und den Mut hat, Hilfsmaßnahmen zu koordinieren und zu delegieren: Du rufst den Notarzt, du holst eine Decke, du bittest einen Passanten um Hilfe und so weiter. Dasselbe gilt natürlich auch für Erwachsene.“ Einer muss den Anfang machen und die Umstehenden einzeln direkt mit ganz konkreten Aufgaben betrauen. Das verhindert eine sogenannte „Verantwortungsdiffusion“, die alle Zuschauer lähmt. So kann dank beherzter Initiative lebenswichtige Hilfe durch Laien geleistet werden.
Drei typische Schönwetter-Unfälle
Dr. Habenicht erklärt, was im Ernstfall zu tun ist:
1. Knochenbruch
„Beim Toben, Klettern und Radfahren können Kinder die Risiken teilweise schwer abschätzen. Da kann es schnell zu Knochenbrüchen kommen. Dann am besten den Bruchbereich unterpolstern, beispielsweise mit einer Tasche oder Decke. Ein geschlossener Bruch sollte ruhig gelagert, ein offener
möglichst steril abgedeckt und gegebenenfalls verbunden werden. Die Durchblutung der Extremität wird durch Tasten des Pulses kontrolliert. Bringen Sie den Patienten wenn möglich auf der unverletzten Seite in die stabile Seitenlage und setzen Sie einen Notruf ab.“
2. Hitzschlag
„Ein Hitzschlag betrifft oft ältere Herrschaften. Zu spät merken sie, dass sie bei Hitze zu wenig getrunken haben. Aber auch junge Leute können einen Hitzschlag erleiden. Häufig ist dabei im Sommer Alkohol im Spiel. Erste Symptome sind Schwindel, Sehstörungen, Übelkeit bis hin zu Erbrechen und Bewusstlosigkeit. Hier müssen als erstes die Vitalfunktionen geprüft werden: Atmet der Patient ausreichend, ist der Kreislauf stabil? Dann den Notruf 112 wählen.“
3. Wattunfall
„Muschelschnitt-Verletzungen treten häufig bei Wattwanderungen auf. In diesem Fall sollten Sie die Wunde zuerst mit klarem Wasser ausspülen – noch ein guter Grund, besonders bei warmen Temperaturen eine Wasserflasche dabei zu haben! Dann die Wunde mit einem sauberen und möglichst sterilen Tuch abdecken und verbinden. Bei einem tiefen Schnitt sollte die Wunde unbedingt ärztlich begutachtet werden. Dazu idealerweise eine nahliegende Praxis aufsuchen oder gegebenenfalls den Rettungsdienst verständigen. Im Einzelfall muss die Wunde genäht werden.“
Diese Songs können Leben retten!
Mit etwa 100 bis 120 bpm (Schläge pro Minute) geben diese drei Pop-Klassiker den idealen Rhythmus für eine Herzdruck-Massage vor. Der Text ist unwichtig, es reicht, die Melodie im Kopf zu haben:
- „Staying Alive“ von den Bee Gees
- „Highway to Hell“ von AC/DC
- „Get Lucky“ von Daft Punk und Pharell Williams
Erste Hilfe ist trainierbar
Hilfsorganisationen wie die Malteser, das Deutsche Rote Kreuz und die Johanniter bieten regelmäßig Erste-Hilfe-Kurse in Schulen und Betrieben an. Informieren Sie sich auf den Websites. Hilfestellung können auch Apps im Ernstfall bieten.