Ob durch einen Unfall oder als Folge einer Erkrankung – der Verlust einer oder mehrerer Gliedmaßen stellt das Leben auf den Kopf. Schätzungsweise 60.000 Personen müssen sich jährlich einer Amputation unterziehen. Auf dem Weg zurück in die Mobilität bedarf es besonderer Unterstützung. Diese bietet das Team der ambulanten Physiotherapie am AMEOS Klinikum Seepark Geestland.
Das Behandlungsangebot von amputierten Patientinnen und Patienten ist im Weser-Ems-Gebiet einzigartig, erst in Hamburg finden sich weitere spezialisierte Praxen. Der Grund dafür ist einfach: „In den Physiotherapieschulen werden die Inhalte zur Behandlung von Amputationspatienten unzureichend gelehrt“, so Daniel van Gielle Ruppe, Leiter der Ambulanten Physiotherapie am AMEOS Klinikum Seepark Geestland und Dozent an der hauseigenen Physiotherapieschule. Das Wissen erarbeiten sich interessierte Physiotherapeuten durch eigenes Engagement in Form von externen Fortbildungen.
Diesen Weg ging auch Alexandra Lapp. Die erfahrene Physiotherapeutin konnte sich schon früh für das spezielle Behandlungsfeld begeistern und besuchte spezielle Fortbildungen bei Otto Bock in Duderstadt. Darüber hinaus absolvierte sie ein Praktikum bei den Orthopädietechnikern Kremser und Busch, um den Bau und die Mechanik einer Prothese noch genauer zu erfassen. Mit diesem fachlich fundierten Wissen ist Alexandra Lapp seit dem Sommer 2023 als fachliche Leiterin des Prothesenzentrums in der Ambulanten Physiotherapie eingesetzt.
Im Fokus der physiotherapeutischen Behandlung stehen unter anderem die Stabilisierung der Rumpfmuskulatur, die Stärkung der Armmuskulatur, die Verbesserung des Gleichgewichtssinn und der Koordination. Um die Rückkehr in einen selbstbestimmten Alltag zu beschleunigen, sind auch Aufgaben des täglichen Lebens Bestandteil der Therapie. So ist in den Praxisräumlichkeiten eine Küche vorhanden, um das Ein- und Ausräumen von Geschirr zu trainieren. Auf dem Außengelände der Firma Koenen stehen eine kleine Brücke, sowie verschiedene Bodenbeläge zur Verfügung, um Gehübungen durchzuführen.
Ergänzt wird das physiotherapeutische Leistungsangebot durch eine enge ergotherapeutische Betreuung. Zunächst stehen hierbei die Narbenbehandlung und die Desensibilisierung des Stumpfes im Mittelpunkt. Im weiteren Behandlungsverlauf widmet sich die Behandlung unter anderem den Aspekten Wahrnehmung und Phantomschmerz. Die Physio- und Ergotherapie sind nicht nur fachlich eng verbunden, sondern sind sich am Standort Geestland auch räumlich nahe. Ergotherapeutin Pia Henken hat sich wie Kollegin Alexandra Lapp auf die Behandlung von Prothesenpatienten spezialisiert und ist in den Räumlichkeiten an der Langener Straße verortet. Schnelle Abstimmungen und kurze Wege sind so jederzeit gewährleistet.