Groß war der Besucher-Andrang bei der öffentlichen Bekanntgabe der Preisträger des AMEOS Kunstpreises 2018 am 26. April 2018 im Hans-Ralfs-Haus für Kunst und Kultur in Neustadt.
Viele der teilnehmenden Künstler, viele Betreuer, Familienangehörige und auswärtige Gäste kamen, um gemeinsam zu feiern und die Gewinner zu beglückwünschen. Mit Spannung wurde dem Urteil der ebenfalls anwesenden Jury entgegengefiebert und groß war die Überraschung nach Verkündung der Preisträger.
Bereits im März hatten die fünf Jury-Mitglieder die insgesamt 73 für die Ausstellung ausgewählten Werke von künstlerisch tätigen Patienten und Bewohnern aus 16 AMEOS Einrichtungen in ganz Deutschland gesichtet.
Insgesamt waren die renommierten Juroren beeindruckt von dem handwerklichen Können und der Originalität der Teilnehmer. Drei Stunden lang wurde leidenschaftlich diskutiert, abgewogen, argumentiert und am Ende wie folgt entschieden:
1.Platz: Ivana Zikova-Klippel, „o.T.“, AMEOS Klinikum Osnabrück.
Begründung der Jury: „Das kleine, auf den ersten Blick unscheinbare Aquarell, besticht durch seine Zweischichtigkeit und den spannenden Aspekt des „Bildes im Bild“. Die vordergründige, durch verschiedene blaue und grüne Töne horizontal gegliederte Fläche, wird in der unteren Blatthälfte durch ein malerisches Element durchbrochen. Dieser kleine Ausschnitt, der an ein aufgeklapptes Kästchen denken lässt, schafft eine völlig neue Perspektive. Hier verweilt der Blick nicht mehr auf der Oberfläche, sondern wird wie durch einen Sog in einen leeren Raum gezogen, der sich in Unendlichkeit und Tiefe verliert. Grafisches trifft auf Malerisches. Strenge Flächigkeit trifft auf räumliche Tiefe, in der die Magie der Farbe „blau“ spürbar wird. Das ist spannend, dynamisch und bestechend einfach.“
2.Platz: Katharina Sievers, „F 32.3“, AMEOS Klinikum Hameln.
Begründung der Jury: „Die kleine, auf schwarzem Karton, mit Blei- und Buntstiften technisch hervorragend umgesetzte Zeichnung, stellt einen seitlich dargestellten Kopf dar, der zwischen Mensch und Tier changiert. Beginnend mit dem zersplitterten Schädel einer Tierschnauze, über einen menschlichen Kopf mit Ohr, hin zu einem scheinbar offenen Hinterkopf mit wiederum skelettierter Halswirbelsäule. Das Bild zeigt einer Metamorphose gleich, drei Stadien von Daseinszuständen, die gleichzeitig auch Rückschlüsse auf die Gemütszustände der Künstlerin schließen lassen. Der Titel F32.3, eine Diagnosebezeichnung, lässt vermuten, dass die Künstlerin uns hier sehr intime Einblicke in ihr Seelenleben gestattet. Die Zeichnung ist sauber coloriert und technisch gut umgesetzt. Zudem ist sie kraftvoll und transportiert starke Emotionen.“
3. Platz: Alesja Kaplunova, „Am Anfang ist die Quelle“, AMEOS Klinikum Kiel.
Begründung der Jury: „Ein Werk mit großer Sogwirkung, das den Blick des Betrachters sofort auf sich zieht und ihn direkt emotional anspricht. Dargestellt ist eine unbekleidete weibliche Figur, die sich an einem Baumstamm festhält. Bis auf ihren Hinterkopf, befindet sie sich unter Wasser. Ihre Haare sind oberhalb der Wassergrenze zu erahnen. Die in sich gekehrte Haltung der Frau, fast wie in einem Gebet, strahlt große Ruhe aus. Diese wird durch die gedeckten Töne Blau und Braun noch verstärkt. Die Landschaften links und rechts des Kopfes sind unterschiedlich gemalt. Die linke Seite ist eher malerisch und undefiniert, während sich auf der rechten Seite Lichtreflexe auf der Wasseroberfläche zu spiegeln scheinen. Dadurch entsteht eine irritierende, aber spannende Symmetrie. Das Bild ist sehr berührend, pathetisch und melancholisch. Die Malweise erinnert an Darstellungen von Nymphen und Meereswesen in der russischen Malerei des 19. Jahrhunderts. Zweifelsohne finden sich hier die Vorbilder für dieses sehr malerische und technisch gut gemachte Werk.“
Auch die zahlreichen Besucher der Ausstellung konnten per Stimmzettel ihren Favoriten wählen und den Publikums-Liebling 2018 bestimmen. Mit knappem Vorsprung gewann das Bild „Hulk“ von D. W., AMEOS Klinikum für Forensische Psychiatrie und Psychotherapie Neustadt.
Mit viel Applaus wurden die anwesenden, vor Freude strahlenden Preisträger aus Osnabrück, Hameln, Kiel und Neustadt vom Publikum gefeiert. Aber auch die nicht ausgezeichneten Teilnehmer am Wettbewerb waren mehr als zufrieden. Dabei gewesen zu sein, das eigene Werk einem breitem Publikum präsentiert zu haben und als Künstler wahrgenommen worden zu sein, war für sie Gewinn und Ansporn für den nächsten AMEOS Kunstpreis.
Ab Mai 2018 gehen ca. 50 ausgewählte Werke im Rahmen der Wanderausstellung auf Reisen. Beginn ist der 17. Mai im AMEOS Klinikum in Ueckermünde. Weitere Stationen sind: ab 11. Juli im Kunstverein DefactoArt in Lübeck, ab 30. August im Treffpunkt für Kunst & Kultur des AMEOS Klinikums Osnabrück und ab 8. November in der Artegrale in Kiel.
Wer die Gelegenheit hat sich die Originale vor Ort anzusehen, sollte sie nutzen. Es lohnt sich!