Ein Jahr Corona: „Normal ist hier gar nichts.“ Seit gut einem Jahr beschäftigt Corona die Welt. Kaum eine Berufs- gruppe ist in ihrem Arbeitsalltag so unmittelbar von der Pandemie betroffen wie die Menschen in den Klinika. Anlass genug, einmal nach- zufragen, welchen Einfluss Covid-19 auf den Arbeitsalltag und vor allem auf das private Leben abseits des Klinikums hat. Eine Momentaufnahme mit Anja Weber, 31, der pflegerischen Leitung im Funktionsbereich des Herzka theterlabors am AMEOS Klinikum Aschersleben. Sie hat als Beste den Lehrgang zur kardiologischen Fachassistenz an der Christlichen Akademie für Gesundheits und Pflegeberufe in Halle abgeschlossen und erreichte in allen 15 Modulen die Bestnote. Damit ist sie die erste voll ausgebildete kardiologische Fachassistenz am AMEOS Klinikum Aschersleben. „Ja, ich fühle mich richtig in meinem Leben und Wirken eingeschränkt“, gibt sie unumwunden zu, als wir das Gespräch beginnen. „Im ersten Lock down im März 2020 habe ich das noch nicht so intensiv empfunden. Zunächst kamen spürbar weniger Erkrankte. Das änderte sich nach Ende des ersten Lockdowns schlag artig, sodass man gar nicht mehr wusste, wo man anfangen und wo man aufhören sollte.“ Anja Weber, seit September 2018 bei AMEOS, ist dankbar für die grosse Hilfs bereitschaft ihrer Kolleg*innen, die 28 Anja Weber, AMEOS Klinikum Aschersleben am Limit arbeiten und ihre freien Tage hergeben oder ihren Urlaub verschieben, um das Team nicht im Stich zu lassen. „Von jemandem, der voll berufstätig und alleinerziehend ist, wird gerade eine Menge gefordert. Unser Alltag ist eng gesteckt: Ich hole die Kinder aus der Kita ab, dann geht’s nach Hause.“ Sie berichtet, wie schnell ihre Kinder die Auswirkungen der Pandemie bemerkt haben: „Mama, warum sind Spielenachmittage nicht möglich, wieso kann ich nicht mehr zu meiner Cousine, warum sind die Geschäfte geschlossen?“ Anja Weber überlegt sich jeden Besuch auf dem Spielplatz. „Es ist immer präsent, du kannst es dir irgendwo geholt haben, schleppst es nach Hause, und deine Kinder haben morgen Symptome.“ Der Sommerurlaub im letzten Jahr war eine „kreative Sache“. Statt einem langen Urlaub ist sie mit ihren Kindern für zwei Kurzurlaube in die Berge gefahren. Gerade hat sie dazu eine zweiwöchige Qua rantäne gemanagt – mit einem Drei und einer Sechsjährigen eine echte Herausforderung. „Es ist uns trotzdem gelungen, einen geregelten Tagesablauf für uns zu planen, mit Frühsport, Vorschule und Spielen am Abend. Ich bin megastolz – meine Kinder haben sich dieser Her ausforderung super angepasst.“ Sie ist sich sicher, dass die Pandemie langfristige Folgen nach sich ziehen wird, die wir aktuell noch gar nicht absehen können. „Eine solche Situ ation hat es so noch nicht gegeben, es ist für alle ein Experiment, bei dem wir immer schauen müssen, welche Massnahmen die grösstmög liche Wirkung erzielen.“ Worauf sie sich am meisten freut, wenn mehr Aktivitäten möglich sind? Da muss sie nicht eine Sekunde überlegen: „Auf Ausflüge mit den Kindern“, sagt sie. Sie sollen etwas anderes sehen als die eigenen vier Wände, das Wohngebiet und die Kita. Das ist auch ein sehr präsentes Thema bei der Arbeit, der Grossteil der Kolleg*innen hat Kinder. „Mal wieder zu Karls Erlebnisdorf fah ren … die Kinder lieben es einfach, sich zu bewegen und auf einem grösseren Spielplatz zu sein oder einen Strandurlaub zu machen. Ich möchte meinen Kindern gern die Welt zeigen und sie einfach mal wieder unbeschwert sehen“, sagt sie. „Darauf freue ich mich!“ Maren Brandt, AMEOS Ost