In Deutschland werden knapp 9.000 Organe benötigt, dreiviertel davon Nieren. Aber auch rund 850 Lebern und 700 Herzen könnten transplantiert werden, wenn es Menschen gäbe, die zu Lebzeiten einer Spende zugestimmt hätten. Heike Basse, Koordinatorin der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO) im Norddeutschen Raum informierte über diesen Mangel und alle Fragen im Zusammenhang mit der Organspende im Rahmen der Patienten-Akademie Alfeld. 

Unter dem Titel „Organspende – Was muss ich wissen?“ trug die Expertin Zahlen vor, die belegen, dass die Spendenbereitschaft in Deutschland im europäischen Vergleich gering ausgeprägt ist. „Das liegt sicherlich unter anderem an der Zustimmungslösung“, so die Ärztin. „Die anderen Partnerländer haben eine Widerspruchslösung.“ 

Weil es beim Thema Organspende sprichwörtlich um Leben und Tod geht, sind die Zuständigkeiten klar gegliedert: Während die Organspende durch die DSO koordiniert wird, findet die Organvermittlung durch die Organisation Eurotransplant mit Sitz im niederländischen Leiden statt, während die eigentlichen Transplantationen dann in zugelassenen Zentren ausgeführt werden. 

Dass alle Abläufe sind sehr klar geregelt seien, betonte die Medizinerin Heike Basse vor der kleinen Runde Interessierter wiederholt, denn dies bedeute Sicherheit. Am Anfang steht eine Krankheit oder ein Unfall mit schwerer Hirnschädigung. Wird von unabhängigen Ärztinnen und Ärzten der unumkehrbare Ausfall der Hirnfunktion festgestellt, ist der Tod eingetreten – der Mensch wird nur noch künstlich beatmet. Es folgt die Meldung eines potenziellen Spenders an die DSO und ein Angehörigengespräch. 

Der Verstorbene wird genauestens untersucht und die Daten werden an Eurotransplant übertragen. Die Organentnahme, der Transport und die Transplantation müssen dann sehr schnell gehen, beschrieb die Expertin: Ein Spenderherz muss innerhalb von vier Stunden eingesetzt werden, während bei einer Niere bis zu 24 Stunden vergehen können. Dieser Prozess endet mit der Nachbetreuung des Spenders, der Spenderfamilie und des Entnahmekrankenhauses durch die DSO. 

Heike Basse betonte, dass innerhalb dieser klar strukturierten Abläufe die Menschlichkeit nicht auf der Strecke bleiben würde. Die Würde des Verstorbenen und die Einhaltung seiner Wünsche hätten die höchste Priorität. Damit die Angehörigen im Fall der Fälle wissen, wie sie im Sinne des Verstorbenen handeln sollen, rät sie zu einem Organspendeausweis. Dort wird persönlich hinterlegt, welche Organe oder Gewebe man spenden will und welche nicht. 

Nicht zuletzt weil sich Meinungen auch ändern können, begrüßt die DSO-Koordinatorin die Einrichtung des Deutschen Organspende-Registers ausdrücklich. Auf der Internetseite www.organspende-register.de können die persönlichen Wünsche datensicher hinterlegt werden. Der Start ist für den 18. März geplant, die Betriebsaufnahme erfolgt dann stufenweise. 

Den nächsten Vortrag der Patienten-Akademie Alfeld wird Dr. Tanya Karcheva-Kazakova halten. Die Oberärztin und Leiterin der interdisziplinären multimodalen Schmerztherapie informiert über „Migräne – Neue Strategien und Therapieansätze“. Die Infoveranstaltung findet am Mittwoch, 10. April, ab 18 Uhr, im Veranstaltungsraum im Sockelgeschoss des Alfelder Klinikums, Landrat-Beushausen-Straße 26, 31061 Alfeld, statt. Der Eintritt ist wie immer frei.