Etwa 42.000 Menschen kommen jährlich in die Zentrale Notaufnahme (ZNA) am AMEOS Klinikum Halberstadt – Tendenz steigend. Neue Vorgaben für die Struktur von Notaufnahmen in Deutschland bringen Herausforderungen, aber auch Chancen mit sich. Chefarzt Dr. med. Jürgen Kluth stellt sich diesen und hat konkrete Zukunftspläne für die ZNA in Halberstadt.
Das höchste Beschlussgremium der Selbstverwaltung im deutschen Gesundheitswesen – der Gemeinsame Bundesausschuss (G-BA) – ist unter anderem für die Festlegung von Qualitätsstandards in Kliniken verantwortlich. Seit November 2020 gibt der G-BA Regeln zu einem gestuften System von Notfallstrukturen in Krankenhäusern vor. Notaufnahmen werden in drei verschiedene Stufen eingeteilt: Basisnotfallversorgung, erweiterte und umfassende Notfallversorgung. „Diese Stufen unterliegen verschiedenen Voraussetzungen. Unsere Zentrale Notaufnahme befindet sich momentan in Stufe 2 – der erweiterten Notfallversorgung“, erklärt Dr. med. Jürgen Kluth. Und weiter: „Perspektivisch soll die ZNA am AMEOS Klinikum Halberstadt so aufgebaut sein, dass wir in die Stufe 3 – der umfassenden Notfallversorgung – eingestuft werden.“
Zu den verschiedenen Voraussetzungen gehören Art und Anzahl der Fachabteilungen, Anzahl und Qualifikation des vorzuhaltenden Fachpersonals, Kapazität zur Versorgung von Intensivpatienten, medizinisch-technische Ausstattung sowie Strukturen und Prozesse der Notfallaufnahme. Erste Schritte in Richtung umfassende Notfallversorgung sind bereits getan: Chefarzt Kluth schloss erst vor Kurzem seine Weiterbildung für die Zusatzbezeichnung „Klinische Akut- und Notfallmedizin“ ab.
Dr. med. Jürgen Kluth ist seit 1. Oktober 2022 der neue Chefarzt der Zentralen Notaufnahme am AMEOS Klinikum Halberstadt, allerdings kein neues Gesicht. Im Sommer 2019 kam der gebürtige Mönchengladbacher nach Halberstadt und arbeitete als stellvertretender Chefarzt der Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin. Damit verband sich seine Arbeit und die seines Teams schon immer mit dem Alltag in der Zentralen Notaufnahme: „Die Klinik für Anästhesiologie und Intensivmedizin ist eine wesentliche Schnittstelle für die ZNA. Ist ein Notfall auf dem Weg zu uns, kann ich das in einem System, namens IVENA, ablesen und das Intensiv-Team macht sich bereit, die Patientin oder den Patienten zu empfangen“, berichtet Dr. Kluth. Umso mehr freue er sich, sich der neuen Aufgabe und den Herausforderungen in der ZNA vollends stellen zu können, auch jenen, die die neuen Vorgaben mit sich bringen. Er selbst verfügt über die Zusatzbezeichnungen Notfallmedizin, Intensivmedizin und Leitender Notarzt und ist in der Vergangenheit unzählige Notarzteinsätze gefahren. Darüber hinaus ist er der transfusionsverantwortliche Arzt am AMEOS Klinikum Halberstadt.
Momentan wird sich auf das Thema Teamaufbau konzentriert: Durch eine Weiterbildungsbefugnis ist es zukünftig möglich, Ärztinnen und Ärzte auf dem Gebiet der Notfallmedizin im Haus auszubilden und auch das pflegerische Personal wird eine Zusatzausbildung zur Notfallpflege bekommen – das ist in vielen Fällen bereits abgeschlossen. „Im Fokus unserer Arbeit steht die bestmögliche medizinische Versorgung unserer Patientinnen und Patienten im Landkreis Harz. Die neuen Vorgaben des G-BA sind herausfordernd, bieten aber gleichzeitig auch die Chance, uns im Aufbau der Notaufnahme weiterzuentwickeln und stetig zu verbessern“, fasst Chefarzt Kluth zusammen.