Schwerpunkt Reintegration im AMEOS Klinikum Hildesheim

Es ist wohl das normalste der Welt, dass Eltern sich um ihre Kinder sorgen. Fragen wie „Geht es ihr gut?“, „Hat er Freunde?“, „Lernt er auch genug?“ oder „Geht sie gern zur Schule?“ sind nur ein minimaler Teil dieser Sorgen. Vor allem die letzte Frage begleitet Kinder und ihre Eltern recht lange: Die Schule dient nicht nur der Schulbildung, sondern stellt auch ein Umfeld für das soziale Lernen. Wenn das Kind morgens also regelmäßig nicht mehr zur Schule möchte oder der Schule fern bleibt, sollte nach einer Strategie überlegt werden, wie man dieses Verhalten positiv beeinflussen kann.

Wenn Kinder und Jugendliche der Schulpflicht nicht mehr nachkommen, wird von Schuldistanz gesprochen. Gründe dafür gibt es viele: Ängste (beispielsweise vor Prüfungen oder Mitschülern), körperliche Beschwerden wie Schwindel oder Übelkeit, eine ausgeprägte Schulunlust, Antriebslosigkeit, schulische Über- oder Unterforderung oder aber ein sozial unangemessenes Verhalten.

Die Klinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie und -psychotherapie im AMEOS Klinikum Hildesheim hilft mit einem vielfältigen Angebot Kindern und Jugendlichen, die nicht mehr zur Schule wollen. Als eine der wenigen psychiatrischen Kliniken in Deutschland, die auf diese Problematik spezialisiert sind, hat das Team hier spezielle Konzepte bei bestehender Schuldistanz entwickelt. Grundlegend verfolgt man dabei ein Ziel: Die Ursache erkennen und aufarbeiten, sodass die Kinder und Jugendlichen wieder zur Schule gehen möchten. Dafür empfiehlt sich meist eine Therapie im vollstationären Bereich. Auch wenn dies zuerst abschreckend wirkt, bietet diese Art der Behandlung viele Vorteile.

Eine Therapie verfolgt stets ein festes Schema: Auf der Grundlage einer umfassenden Diagnostik werden die auf sich aufbauenden Behandlungsmodule inhaltlich individuell angepasst und eine Reintegration in die Kinder- und Jugendwelt angestrebt.

Dabei wirken die verschiedenen Therapieeinheiten

  • aktivierend,
  • persönlichkeitsfördernd,
  • stimmungsaufhellend und
  • lebenskompetenzsteigernd

auf die jungen Patienten.

Die Anforderungen der stationären Therapie ermöglichen Kindern und Jugendlichen, Erfolg durch selbstständiges Handeln zu erfahren. Der Aufgabenkatalog für die Kinder und Jugendlichen wird dabei schrittweise gesteigert. Sie werden aktiv in den Behandlungsverlauf eingebunden.

Die multiprofessionelle Behandlung setzt sich in der Regel aus vier Modulen zusammen:

Modul 1:
Lebenssituation Zu Beginn der Behandlung erfolgt eine ausführliche Analyse der persönlichen Lebenssituation der jungen Patienten. Im Anschluss daran wird ein individuelles Erklärungsmodell für die Schuldistanz erstellt. Darauf basierend erfolgen individuelle Therapiemaßnahmen im Einzel- und Gruppensetting.

Modul 2:
Training der Alltagsfertigkeiten In diesem Modul liegt der Schwerpunkt der Therapie auf dem Training der Alltagsfertigkeiten – beispielsweise das eigenständige Nutzen der öffentlichen Verkehrsmittel. Das Trainingsfeld erstreckt sich über den Standort der Klinik bis zum Wohnort des Kindes.

Modul 3:
Schulbesuch und Freizeit Sobald die Kinder und Jugendlichen sicher im Alltag sind, erfolgt der eigenständige Schulbesuch. Parallel dazu werden die Kinder und Jugendlichen schrittweise an ihren vertrauten Alltag herangeführt. Dazu gehört auch die Teilnahme an altersentsprechenden Freizeitaktivitäten. Denn ein positives soziales Umfeld ist wichtig im weiteren Verlauf.

Modul 4:
Tipps und Hinweise Nach einer erfolgreichen Reintegration in die Schule wird während der stationären Behandlung ein Maßnahmenkatalog für alle Beteiligten erarbeitet, um einen nachhaltigen Schulbesuch sicherzustellen. So sind die Patienten, Eltern, Weiterbehandler und auch das Jugendamt in den Prozess integriert.

Es ist wichtig, ein Problem oder eine Erkrankung zu erkennen, zu akzeptieren und etwas dagegen zu tun. Vor allem im Kinder- und Jugendalter kann ein Ignorieren die weitere Entwicklung nachhaltig beeinträchtigen. Durch spezielle Therapiemodelle, die sich immer mehr an den spezifischen Krankheits- und Problembildern orientieren, können die Kinder und Jugendlichen und deren Familien frühzeitig Hilfe erfahren.