Jeder Mensch erlebt hin und wieder Schmerzen. Rückenschmerzen sind in Deutschland einer der häufigsten Gründe für Krankschreibungen. Etwa die Hälfte der Deutschen leidet an Kopfschmerzen. Ein weiteres häufiges Krankheitsbild sind neuropathische Schmerzen aufgrund einer Schädigung der Nervenstruktur, Schmerzen nach einem Schlaganfall oder Phantomschmerzen. Was alle gemeinsam haben: Schmerz ist unsichtbar. Kein Gipsbein, kein Verband lässt Außenstehende erkennen, dass es jemandem schlecht geht. Doch der Schmerz, besonders wenn er chronisch wird, legt sich wie ein dunkler Schatten auf das gesamte Leben, Alltag, Beruf, Familie.

Niemand muss sich für Schmerzen schämen

Und doch gibt es noch zu viele Menschen, die chronische Schmerzen erdulden oder nach langer erfolgloser Behandlung aufgegeben haben. Die sich schämen, wegen der paar Schmerzen zum Arzt zu gehen. Aber solch stilles Heldentum tut niemandem gut, sagt Dr. Roman Dertwinkel, Chefarzt und Leiter der Sektion für Schmerztherapie am AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven. Wer länger als drei Monate, längstens sechs Monate an Schmerzen leidet, ist hier in den richtigen Händen. „Wir arbeiten nach einem wissenschaftlich standardisierten, sehr erfolgreichen multimodalen Behandlungskonzept“, sagt Dr. Dertwinkel. Zum Team der Schmerztherapie gehören Anästhesisten, Psychologen, Physiotherapeuten und Ergotherapeuten mit einer besonderen Qualifikation für die Behandlung von chronisch schmerzkranken Patienten.

Das Problem: Schonhaltungen, hoher Medikamentenverbrauch

In den meisten Fällen haben die Betroffenen bereits eine gründliche Diagnostik hinter sich. Oft mit dem Ergebnis, dass nichts Organisches vorliegt, dass es nicht die Bandscheibe ist, dass es keinen Tumor gibt. Solchen Patienten kann eine umfassende Schmerztherapie helfen. Denn auch wenn eine muskuläre Verspannung wie ein sogenannter Hexenschuss als ungefährlich gilt, können sich Schmerzen verfestigen und aus Schonhaltungen neue, dauerhafte Schmerzen entstehen. Auch wenn man über längere Zeit Schmerzmittel einnimmt, wenn Tabletten oder Spritzen nicht den gewünschten Erfolg bringen, sollte die Behandlung in einem Schmerzzentrum in Betracht gezogen werden.

Es drohen Folgeerkrankungen wie Depressionen

Chronische Schmerzen beeinträchtigen nicht zuletzt die Lebensqualität. „Man trifft sich seltener mit Freunden, man geht nicht mehr mit ins Kino, weil man nicht mehr so lange sitzen kann. Soziale Kontakte brechen weg, man zieht sich zurück. Das kann zu depressiven Phasen bis hin zur Arbeitsunfähigkeit führen“, sagt Dr. Roman Dertwinkel. Niemand sollte sich damit abfinden oder Schmerzen ertragen wollen. „Unsere Kraft ist endlich. Irgendwann sagt der Körper Stop. Es ist wichtig, dass wir das erkennen.“

Hilfe ist auch nach Jahren möglich

Die Schmerztherapie beginnt mit einer umfassenden Analyse. Anschließend wird gemeinsam mit dem Patienten ein Behandlungskonzept entwickelt. Auch wenn die Ursache der verfestigten Schmerzen eine längere Zeit, vielleicht sogar Jahre, zurückliegt, ist in den allermeisten Fällen eine erfolgreiche Therapie möglich.