Medikamentenabhängigkeit
Unterschätzte Gefahr: Medikamentenmissbrauch
Zwischen 1,5 und 1,9 Millionen Menschen sind in Deutschland abhängig von Medikamenten, davon rund 80 % von Benzodiazepinen, also Schlaf- und Beruhigungsmitteln mit meist hohem Abhängigkeitspotenzial. Frauen sind häufiger betroffen als Männer. Wenn die Einnahme der Medikamente zur Regel wird und diese ohne erkennbare Beschwerden zur Beeinflussung des eigenen Wohlbefindens eingesetzt werden, spricht man von Medikamentenmissbrauch.
Die unauffällige Sucht
Dabei ist eine Medikamentenabhängigkeit schwer zu diagnostizieren, die Betroffenen sind vergleichsweise unauffällig und sozial integriert und durch die ärztliche Verordnung besteht kein Bewusstsein über die Risiken des Medikamentenmissbrauchs.
Von einer Medikamentenabhängigkeit sprich man, wenn drei oder mehr dieser sechs Diagnosekriterien mindestens einen Monat lang gleichzeitig vorliegen:
- der starke Wunsch oder Zwang, das Medikament einzunehmen
- körperliche Entzugssymptome, wenn das Medikament abgesetzt wird
- verminderte Kontrollfähigkeit im Umgang mit dem Medikament (Beginn, Beendigung der Einnahme und Menge)
- Toleranzerhöhung. Mit der Zeit muss die Menge erhöht werden, um die gleiche Wirkung zu erzielen
- anhaltende Vernachlässigung sozialer und beruflicher Interessen
- Fortsetzung des Substanzgebrauchs trotz eindeutiger Schädigung
Unser Behandlungsangebot
Das Suchtmedizinische Zentrum bietet Menschen mit einer Abhängigkeit von Medikamenten ein umfangreiches ambulantes, teil- und vollstationäres Behandlungsangebot.
Grundlage der Therapie ist dabei der individuell erstellte Behandlungsplan.
Dazu gehören der Entzug, der in der Regel schrittweise erfolgt, eine Stabilisierungsphase und die Behandlung möglicher psychicher Begleiterkrankungen. Wichtige Voraussetzung für eine erfolgreiche Behandlung ist die Aufklärung der Betroffenen und das Verständnis über die schädlichen Folgen der Medikamenteneinnahme, um eine aktive Mitwirkung zu erreichen.
Nach Abschluss der (teil-) stationären Behandlung besteht die Möglichkeit zur Weiterbehandlung in der fachärztlich geleiteten Suchtambulanz oder bei einer zusätzlichen psychischen Erkrankung (wie z. B. Depression) in unserer suchtmedizinischen Tagesklinik. Darüber hinaus kann ggf. die Übermittlung in eine medizinische Rehabilitation vorbereitet werden.