Schmerzen sind grundsätzlich „gut“, weil sie als lebenswichtiges Warnsignal tatsächliche oder drohende Schäden an unserem Körper anzeigen. „Schmerzen können aber auch in ihrem Ausmaß so belastend und anhaltend sein, dass sie die Lebensqualität drastisch verschlechtern und den Patienten zermürben“, sagt Dr. Roman Dertwinkel, Chefarzt und Leiter der Sektion für Schmerztherapie im AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven.

Interdisziplinäres Team geht dem Schmerz auf den Grund

Chronische Schmerzen dauern länger als drei Monate an und bestehen weiter, obwohl die Ursache bereits abgeheilt ist. Ihnen geht ein Team aus Fachleuten der Anästhesie, Psychologie, Physiotherapie, Ergotherapie sowie medizinischen Fachangestellten und Pflegenden der Station auf den Grund. Dabei geht es in der multimodalen Schmerztherapie zunächst darum, dass der Patient auf einer Skala seine subjektive Belastung einschätzt: Mit einem Fragebogen und einem Tagebuch sammeln die Experten weitere Informationen, die bei der Analyse helfen – ein zeitaufwändiges Verfahren, wie der Chefarzt bestätigt. Aber: „Patienten, die chronische Schmerzen haben, brauchen eine nachhaltige Therapie, um den Teufelskreis zu durchbrechen.“ Denn auch Schmerzmittel selbst können falsch dosiert sowie bei nicht bestimmungsgemäßer Langzeitanwendung zu einem Schmerz-Anlass werden.

Gemeinsam mit dem Patienten erarbeitet das interdisziplinäre Team der Schmerztherapie dann realistische Ziele. „Wir wollen den Grund für die Beschwerden lokalisieren und den Input unterbrechen. Der Schmerz soll nicht komplett weggedrückt werden, sondern der Patient soll damit umgehen können und Lebensqualität zurückgewinnen“, erläutert der Mediziner.

Bei fast allen chronischen Schmerzen spielt die Psyche eine wichtige Rolle: „Eine reaktive Depression zum Beispiel als Folge auf ein belastendes Ereignis kann dazu führen, dass ein Schmerz stärker erlebt und wahrgenommen wird“, so der Facharzt. Bei der bio-psycho-sozialen Einordnung werden körperliche, psychische und soziale Faktoren miteinander in Bezug gesetzt.

Kopfschmerzen

Zu den häufigsten Schmerzsyndromen im klinischen Alltag gehört der Kopfschmerz – auch wenn dieser nur selten gefährlich ist, kann er trotzdem belastend sein. Die meisten lassen sich grob einer von drei Kategorien zuordnen: Bei der ersten Form ist der Schmerz das Hauptsymptom, ohne dass eine strukturelle Erkrankung vorliegt – etwa die Migräne oder Spannungskopfschmerzen. Die zweite Form sind symptomatische Kopfschmerzen, wenn diese beispielsweise durch eine Kopfverletzung oder Gefäßerkrankung hervorgerufen werden. Zur dritten Gruppe zählen Kopf- und Gesichtsschmerzen, bei denen Nervenschmerzen im Gesicht-Hals-Bereich ursächlich sind wie bei einer „Gesichtsrose“ oder Trigeminusneuralgie.

Die multimodale Schmerztherapie bietet bei Kopf- oder Gesichtsschmerzen Möglichkeiten, im Alltag möglichst gut mit der Krankheit umzugehen. „Bei einer stationären Therapie greifen mehrere Behandlungselemente und Therapieformen individuell ineinander, weil wir es mit einer Wechselwirkung aus körperlichen und seelischen Schmerzanteilen zu tun haben“, so Dr. Dertwinkel.

Wo kann ich Hilfe finden?

Für ärztliche Kollegen, für Patienten der Schmerztherapie Bremerhaven und für Behandlungsinteressierte ist eine Telefonsprechstunde - die "Pain-Hotline" - eingerichtet:

Montag bis Freitag, 8:30 bis 9:00 Uhr, Tel. +49 471 4805 3670