Der Mensch ist so jung wie seine Gefäße

Als wichtiger Bestandteil unserer Hirnzellen und Körperhormone spielt Cholesterin eine wesentliche Rolle im menschlichen Körper. Doch zu viel des Guten kann schädlich sein. Wie trägt Cholesterin zu Gefäßerkrankungen bei, wie machen sich Gefäßverkalkungen bemerkbar und was kann man dagegen tun?

Cholesterin: seine Quellen und Arten

Cholesterin ist überwiegend in tierischen Produkten enthalten. Während Ei und Butter am meisten dafür bekannt sind, lässt sich der größte Cholesteringehalt in Innereien wie Rinderhirn nachweisen. Als cholesterinarm gelten Obst, Gemüse, Nüsse und mageres Fleisch, wie z.B. Hähnchen oder Pute. „Es gibt allerdings einen Unterschied zwischen schädlichen und ‚guten‘ Blutfetten“, weiß Ahmad Al Halabi, Oberarzt der Klinik für Gefäßchirurgie am AMEOS Klinikum Mitte Bremerhaven.

Blutfette und unsere Gefäße

„Wie unsere Knochen werden auch die Blutgefäße mit der Zeit älter“, erklärt der Mediziner. „Es bilden sich Ablagerungen von schädlichen Blutfetten und Kalk an den Gefäßwänden, die unsere Organe, wie das Herz, Gehirn und Bein, mit Blut versorgen.“ Dieser Prozess, auch als Arteriosklerose bekannt, wird durch einen erhöhten Cholesterinspiegel, Fettstoffwechselstörungen, Blutzucker, Stress, Rauchen und erhöhten Blutdruck deutlich beschleunigt.

Gefäßverkalkungen und die Folgen

Das Ergebnis der Gefäßverkalkungen ist eine Einengung bis hin zu einem Verschluss des Gefäßes und ein verminderter Blutfluss. Es drohen in diesem Fall ein Herzinfarkt, Schlaganfall sowie eine unzureichende Versorgung der Beine mit Blut, wenn deren Gefäße betroffen sind.

Dies zeigt sich durch Schmerzen beim Gehen. Die Muskeln bekommen nicht die nötige Sauerstoffmenge und krampfen, weshalb die Betroffenen nach bestimmten Gehstrecken zu Pausen gezwungen werden. In fortgeschrittenen Stadien der Erkrankung ist die vorhandene Blutmenge selbst im belastungsfreien Ruhestand nicht ausreichend, sodass die Schmerzen sogar hier auftreten können. Mit der Zeit sterben die Zellen wegen der Minderdurchblutung ab und es entsteht das „offene Bein“.

Moderne, stadiengerechte Therapieoptionen

Die Behandlungsstrategien richten sich nach den Symptomen und dem Schweregrad. Eine Umstellung des Lebensstils und der Ernährung sollte durch Medikamente zur Blutverdünnung, Blutfett- und Blutdrucksenkung ergänzt werden. Physiotherapeutische Maßnahmen (Gefäßtraining) sind im Anfangsstadium zur Erweiterung der schmerzfreien Gehstrecke wirksam, ansonsten kommen invasive Maßnahmen zum Einsatz. „Egal ob es sich um erkrankte Bein- oder Halsschlagadern handelt: die Patienten profitieren am meisten von der Behandlung in modernen Gefäßkliniken, in denen sowohl die klassischen offenen Operationen zur Wiedereröffnung der Ader, als auch die minimal-invasive Therapie, das sogenannte Katheterverfahren, angeboten werden“, so Al Halabi. Hierbei werden die Einengungen mit Ballons oder Stents, meistens ohne Hautschnitt, erweitert.

Vorbeugen ist besser als Heilen

„Auch wenn die Arteriosklerose ein natürlicher Prozess ist, dienen ein gesunder Lebensstil, eine ausgewogene Ernährung und Cholesterinaufnahme sowie regelmäßige ärztliche Vorsorgeuntersuchungen der Vorbeugung gegen die Folgen der Gefäßverkalkungen“, betont der Oberarzt.