Wernigerode, Wolfsburg, Braunschweig und natürlich Halberstadt. Die Kennzeichen der Fahrzeuge verraten, dass die Besucher des 10. Interdisziplinären Cochlea-Implantat-Meetings zum Teil eine weite Anreise hinter sich haben. Das Cochlea-Implantat (CI) ist eine Prothese für das Innenohr, die hörgeschädigten Menschen hilft, diesen wichtigen Sinneseindruck zu verbessern oder ganz wiederzugewinnen. Und tatsächlich: Die Gruppen, die sich auf den Fluren des CI-Zentrums Sachsen-Anhalt im Cecilienstift unterhalten, tun dies in normaler Lautstärke. Dabei sind es bei weitem nicht nur Mediziner, Logopäden, Hörgeräteakustiker und Hörbehindertenpädagogen, die sich für das Treffen angemeldet haben. Auch eine Reihe Betroffener befindet sich unter den rund 40 Teilnehmern. Dr. Jörg Langer, Chefarzt am AMEOS Klinikum Halberstadt, und Astrid Braun, Leiterin des CIR Sachsen-Anhalt, die beiden Organisatoren des Treffens freuen sich darüber. „Wir haben unser Programm ganz bewusst so gestaltet, dass es auch die Träger von CI-Systemen anspricht“, sagt Dr. Langer. Wenn es eine Veranstaltung schon seit so vielen Jahren gebe, stehe man schließlich in der Verantwortung, sich auch mal etwas Neues auszudenken. Deshalb gibt es beim zehnten Meeting erstmals Workshops, also kleine Arbeitsgruppen, in denen Mediziner und Patienten sich austauschen. Gibt es neue Modelle auf dem Markt? Wie werden diese chirurgisch implantiert? Welche Vorteile ergeben sich für den Patienten? Laien und Mediziner debattieren auf Augenhöhe. Nach drei intensiv genutzten Stunden ist die Veranstaltung vorbei. Der allgemeine Tenor: Die neue Konzeption habe die Veranstaltung deutlich attraktiver gemacht. Und auch der (erstmalige) Umzug vom AMEOS Klinikum Halberstadt in die Räumlichkeiten des Cecilienstifts sei eine interessante Abwechslung gewesen. Die HNO-Medizin hat in Halberstadt eine lange Geschichte. Professor Dr. Klaus Begall, Ärztlicher Direktor des AMEOS Klinikums, erbrachte vor 25 Jahren wahre Pionierleistungen, indem er das erste CI-Rehabilitationszentrum im nördlichen Sachsen-Anhalt gründete – und zwar in einem ehemaligen Kindergartengebäude. „Ich musste damals viele Klinken putzen“, erinnert er sich lächelnd, „die Methode war ja nahezu unbekannt.“ Fünf Jahre später und mit finanzieller Unterstützung durch das Land konnte ein neu gebautes Reha-Zentrum auf dem Gelände des Cecilienstifts realisiert werden. Auch heute erscheinen die Wirkungen dieser medizinischen Errungenschaft noch wie ein kleines Wunder – sind aber längst etabliert. Chefarzt Dr. Jörg Langer und sein Team führen das Erbe ihres ehemaligen Mentors fort und operieren jährlich etwa 100 Menschen im Bereich der Cochlea Implantate.