Die Aussicht reicht über die gesamte Stadt, das Badezimmer hat geradezu königliche Ausmaße, dafür nervt das Martinshorn der Rettungswagen manchmal. Die Wohnsituation der 16-jährigen Celine Rödel ist alles andere als gewöhnlich. Celine Rödel wohnt nämlich im Auszubildenden-Appartement des AMEOS Klinikums Halberstadt. Die angehende Krankenschwester freut sich über dieses attraktive Angebot ihres Arbeitgebers, denn anders wäre der Weg von ihrem Elternhaus im 30 Kilometer entfernten Nachterstedt bis zur Arbeitsstätte kaum zu bewältigen.

Die Gesundheits- und Krankenpflege ist ihr Traumberuf. „Meine Oma, mein Onkel, meine Mutter – alle arbeiten in der Pflege“, sagt sie. Und: „Ich habe verschiedene andere Berufe in Praktika ausprobiert – Büro, Polizei, Gastronomie – nirgends hat es mir so gut gefallen wie im Krankenhaus.“ Im September vergangenen Jahres hat sie ihre Ausbildung am AMEOS Klinikum begonnen. „Keinesfalls die Regel, dass wir solch junge Menschen bei uns aufnehmen“, sagt Praxisanleiterin Constanze Hauser über ihre Schülerin, „ aber Celine ist halt keine typische 16-Jährige und bringt bereits eine Menge Erfahrung, Reife und Selbständigkeit mit.“

Der Arbeitstag von Celine Rödel beginnt morgens um sechs Uhr. Weil der Weg zur Arbeit nur zwei Treppenhäuser weit weg ist, kann sie vergleichsweise lang schlafen. Die fünf Azubi-Appartements im AMEOS Klinikum Halberstadt sind zurzeit nicht voll belegt, sodass bei der Benutzung der zwei vorhandenen Badezimmer keine Wartezeiten einkalkuliert werden müssen. Denn auch das gehört zur Wohnsituation dazu. Wohnzimmer und Badezimmer sind Gemeinschaftsräume und werden, wie in einer Wohngemeinschaft üblich, geteilt. Ein Problem sieht die 16-Jährige darin nicht – eher das Gegenteil. Klar müsse man beim Fernsehprogramm im Wohnzimmer auch mal Kompromisse eingehen, aber alles in allem überwiegen die Vorteile der Gemeinschaftsräume. „Wir verabreden uns hier gern zum gemeinsamen Lernen“, sagt sie. Und wenn es in den Büchern mal eine besonders harte Nuss zu knacken gebe, dann könne sie sogar ohne viel Aufwand zu ihrer Station gehen und sich dort Hilfe von den erfahrenen Krankenschwestern holen, die ihre Ausbildung schon längst abgeschlossen haben. „So gut hat´s bestimmt nicht jeder Schüler“, sagt sie und lacht.

Feierabend ist um 15 Uhr. In ihrer Freizeit trifft sich die 16-Jährige gern mit ihren Freunden – manchmal in der Stadt, manchmal bei ihr Zuhause. Ist das nicht komisch für ihre Freunde, sie in einem Krankenhaus zu besuchen? „Klar ist es das“, antwortet sie. Oft würden diese dann erst einmal erzählen, welche Ärzte oder Patienten ihnen auf den Fluren begegnet seien. Für Celine Rödel längst Alltag – und auch ihre Freunde gewöhnen sich so langsam daran, wie sie berichtet.

Das Wochenende verbringt sie zumeist bei ihren Eltern. Ob sie mit Erwerb des Führerscheins und der der damit verbundenen eigenen Mobilität wieder dorthin zurückkehrt, kann sie noch nicht sagen: „Ich fühle mich sehr wohl hier. Ehrlich gesagt, habe ich mir darüber noch keine Gedanken gemacht.“

Die Azubi-Appartements im AMEOS Klinikum können von jedem Auszubildenden der Gesundheits- und Krankenpflege genutzt werden. Die Zimmer sind voll möbliert und die Miete liegt weit unterhalb der durchschnittlichen Quadratmeterpreise Halberstadts. Bewerbungen für eine Ausbildung als Gesundheits- und Krankenpfleger/in nimmt Christiane Becker, Assistentin der Krankenhausleitung, Email: chbe.zd@halberstadt.ameos.de, entgegen.