Raucherlunge oder COPD - zwei Begriffe, derselbe Effekt: dauerhaft verengte Atemwege machen einem das Leben schwerer und schwerer und können schließlich zum Tod führen. Rehabilitation und sieben weitere Maßnahmen können dabei helfen, trotz COPD ein gutes Leben zu führen. Lungenfacharzt Eike Hansen präsentiert die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie und erläutert sie verständlich.
Es gibt manche Dinge, die tun wir, obwohl wir wissen, dass wir es eigentlich nicht sollten. Und Manches machen wir zu wenig, obwohl wir wissen, dass wir es eigentlich viel mehr tun sollten. Ich zum Beispiel weiß, dass ich mehr Obst, mehr Gemüse und weniger Wurst essen sollte. Fällt Ihnen auch etwas ein?
In der Medizin ist das nicht anders. Aus diesem Grund wurde in Amerika 2011 die „Choose wisely“ – Initiative gegründet. 2015 entstand in Deutschland die Initiative „Klug entscheiden“ mit Empfehlungen, welche Maßnahmen in der Medizin öfter oder seltener erfolgen sollten. Ich möchte Ihnen die Empfehlungen der Deutschen Gesellschaft für Pneumologie vorstellen.
1. Jeder Raucher soll eine Messung der Lungenfunktion erhalten
Falls Sie Raucher sein sollten, dann wissen Sie bestimmt, dass Rauchen Ihre Gesundheit schädigen kann – aber nicht muss. Nicht jeder Raucher erkrankt an einer Raucherlunge: einer COPD (dauerhaft verengten Atemwegen). Wenn man aber daran erkrankt, dann hilft nur ein Rauchstopp, um ein Voranschreiten dieser manchmal sehr gemeinen Erkrankung aufzuhalten. Würde es Ihre Entscheidung, ob Sie versuchen, mit dem Rauchen aufzuhören, beeinflussen, wenn Sie wüssten, dass Ihre Lungen von den Zigaretten schon angegriffen sind? Lassen Sie Ihre Lungenfunktion messen. Messungen der Lungenfunktion erfolgen auch bei uns.
2. Jedem Raucher mit einer COPD soll eine strukturierte Tabakrauchentwöhnung angeboten werden
Einen Rauchstopp zu versuchen, ist eine der effektivsten Maßnahmen, die Sie für Ihre Gesundheit ergreifen können. Und wenn Sie es beim ersten, zweiten und dritten Versuch nicht schaffen, spricht immer noch nichts gegen weitere Versuche. Ein Entwöhnungsprogramm, so wie es geführt von Arzt und Psychologe bei uns angeboten wird (Tabakentwöhnungsprogramm Rauchfrei), kann Sie unterstützen. Zusätzlich hilfreich können Nikotinersatzpräparate oder suchtlindernde Medikamente sein, welche zwar in Deutschland selber bezahlt werden, jedoch deutlich billiger sind, als immer weiter zu rauchen.
3. Bei einer chronischen Lungenerkrankung soll ab dem 60. Lebensjahr gegen Influenza und Pneumokokken geimpft werden.
Die Virusinfluenza ist nicht mit einem normalen Erkältungsinfekt zu verwechseln: Sie kann deutlich dramatischer verlaufen, insbesondere bei älteren Menschen mit Lungenvorerkrankungen. Die Anzahl der Grippetoten schwankt in Deutschland von Jahr zu Jahr, kann aber nach Schätzungen des Robert Koch Instituts mehr als 20.000 Menschen pro Jahr betragen. Zum Vergleich: 2015 starben in Deutschland weniger als 3.500 Menschen an einem Verkehrsunfall. Einen 100%en Schutz bieten auch Impfungen nicht, dennoch sollte in Anbetracht der Gefährdung versucht werden, Influenzaerkrankungen zu verhindern. Mit der Pneumokokkenimpfung durch Konjugatimpfstoff kann dem häufigsten Erreger bakterieller Lungenentzündungen wirksam vorgebeugt werden. Damit ist nicht jede Lungenentzündung verhindert, aber eine möglicherweise gefährliche Form.
4. Wenn die akute Verschlechterung einer COPD Sie ins Krankenhaus zwingt, soll eine pneumologische Rehabilitation folgen.
Rehabilitation ist bei Lungenerkrankungen wie der COPD eine höchst wirksame Maßnahme, dennoch findet sie zu selten statt. Die Zahlen sprechen für sich: Eine Rehabilitation reduziert Angst und Luftnot, steigert Zufriedenheit und Gehstrecke, verhindert weitere Krankenhausaufenthalte und rettet Leben: Wenn die COPD Sie ins Krankenhaus zwingt, ist sie sehr gefährlich! Von sieben Patienten mit einer so schweren Erkrankung werden zwei in den folgenden zwei 2 Jahren sterben. Durch eine Rehabilitation im Anschluss an den Krankenhausaufenthalt aber kann das bei einem dieser zwei Schwerstkranken verhindert werden. Bessere Zahlen in Bezug auf Lebensrettung haben fast nur Intensivstationen. Das spricht zweifelsfrei für eine Rehabilitation bei COPD.
5. Wenn Sie unter deutlichem Übergewicht, Zuckerkrankheit, Vorhofflimmern oder Bluthochdruck leiden und schnarchen, sollten nächtliche Atempausen ausgeschlossen werden.
Schnarchen muss nicht krank machen, aber wenn das Schnarchen so stark wird, dass Sie nachts nicht ausreichend atmen, kann dies das Risiko für ernste Krankheiten wie Herzinfarkt oder Schlaganfall erhöhen. Bei manchen Erkrankungen ist das Risiko für starkes Schnarchen erhöht und eine Messung der nächtlichen Atmung ist ratsam. Im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg führen wir solchen Messungen durch.
6. Bei Infektionen der oberen Atemwege sollte nur Antibiose gegeben werden, wenn außerdem eine schwere Lungenerkrankung besteht.
Eine akute Bronchitis mit Husten und Schnupfen und Fieber aber ohne schwere Luftnot ist eine sehr unangenehme Erkrankung, die fast immer durch Viren ausgelöst ist. Hier können manche Sachen lindern, Antibiotika sind aber wirkungslos, da sie nur gegen Bakterien wirken.
7. Eine Behandlung mit Inhalatoren soll nicht begonnen werden oder geändert werden, ohne dass Sie im Umgang mit dem Inhalator geschult sind.
Medikamente direkt an den Krankheitsort zu bringen, kann sehr wirksam und nebenwirkungsarm sein, wenn die Medikamente auch dort ankommen, wo sie wirken sollen. Inzwischen gibt es zahlreiche unterschiedliche Inhalationssysteme. Sie sind unsicher mit dem Umgang? Lassen Sie sich den richtigen Umgang mit einem Inhalator zeigen. Unser Pflegepersonal ist geschult im Umgang mit den Inhalatoren und übt die Nutzung gerne mit Ihnen ein.
8. Nachdem wegen einer akuten Krankheit Sauerstoff verordnet wurde, soll im Verlauf kontrolliert werden, ob die Notwendigkeit weiterhin besteht.
Von einer Sauerstoffnutzung profitiert man, wenn dauerhaft deutlich zu niedrige Sauerstoffdrücke im Blut sind und der Sauerstoff mindestens 18 Stunden pro Tag genutzt wird. Wir überprüfen, ob eine Sauerstoffnutzung noch erforderlich ist und beraten Sie hierzu. Ob es nun um fachkundige Beratung, gemeinsames Üben, Kontrollmessungen, Schulungen oder auch Verbesserung Ihrer Lebensqualität geht: Eine Rehabilitation im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg ist für COPD-Patienten eine kluge Entscheidung. Wir freuen uns, mit Ihnen weitere kluge Entscheidungen zu treffen.
Mehr Informationen zur pneumologischen Rehabilitation im AMEOS Reha Klinikum Ratzeburg oder telefonisch: 04541 13 3800