«Ich habe in den letzten Monaten an Gewicht zugenommen. Mein Hausarzt hat eine Schilddrüsenunterfunktion festgestellt und mir erklärt, dass die Ursache eine Entzündung sei. Wie geht das weiter?» Beate I., 37 Jahre

Norbert Runkel antwortet:

Ihr Hausarzt ist zu loben, dass er die neuerliche Gewichtszunahme abgeklärt und dabei die Schilddrüsenunterfunktion entdeckt hat. Oft dauert es Jahre, bis die Krankheit erkannt wird, da die Symptome wie Müdigkeit, emotionale Instabilität, Konzentrationsstörungen, Schlafstörungen, Knochen- und Gelenksschmerzen oder Verstopfung unspezifisch sind.

Die Ursache der Unterfunktion ist offensichtlich eine sogenannte Autoimmunthyreoiditis (Hashimoto-Thyreoiditis), eine recht häufige Störung des Immunsystems, bei der sich Antikörper gegen die Schilddrüse bilden. Diese Erkrankung kann in Familien gehäuft vorkommen. Die Antikörperwerte sind im Verlauf oft sehr schwankend, weswegen die Schilddrüsenwerte ein- bis zweimal im Jahr bestimmt werden sollten. Die chronische Entzündung schreitet fort und zerstört dabei nach und nach Schilddrüsengewebe.

Es gibt keine Heilung von der Hashimoto-Thyreoiditis, so dass sich das Augenmerk auf die Schilddrüsenunterfunktion richtet. Diese ist durch die Einnahme von Schilddrüsenhormonen einfach zu behandeln. Meist sinkt im Laufe des Lebens die Schilddrüsenfunktion weiter, weshalb die Dosis des Hormonmedikaments angepasst werden muss. Traditionell stand die Operation im Hintergrund, aber neue Forschungen aus Norwegen bestätigen, dann die vollständige chirurgische Entfernung der Schilddrüse die Lebensqualität und Müdigkeit bei Hashimoto-Krankheit verbessert, während die medikamentöse Therapie dies nicht tat. Die Ergebnisse haben in den grossen Zentren ein Umdenken eingeleitet und den Stellenwert der Operation neu bewertet. Die Schilddüsenentfernung sollte deshalb bei Patientinnen und Patienten mit Symptomen viel frühzeitiger überlegt werden.

Prof. Dr. med.

Norbert Runkel

Chefarzt der Klinik für Chirurgie